Mit Angela im Autoscooter

Verfasst am: 30.09.2013 | Autor: Florian Kapfer

Man hat ja nicht viel zu lachen zurzeit. Da freut man sich über Kleinigkeiten. Zum Beispiel, dass es die Bundeskanzlerin bereits zum Dekoelement auf dem Herbstplärrer gebracht hat...

Oder, dass nicht jede politische Facebook-Kampagne von Erfolg gekrönt war. Klicks und Likes schießen also noch keine garantierten Tore, das gibt uns als Vertreter einer angeblich längst todgeweihten Spezies – des Printmagazins – immerhin ein klein wenig Hoffnung. Bereits vor seiner Zeit als Pirat prophezeite übrigens Fritz Effenberger das Ende des gedruckten Buchs innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte. Das ist mittlerweile bestimmt an die zehn Jahre her. Top, die Wette gilt, Fritz!

Interessant ist auch, dass es offensichtlich Wahlplakate gibt, deren Haltbarkeit ziemlich genau auf den Wahlsonntag abgestimmt ist. Manche sahen tatsächlich am Montag danach schon aus, als würden sie seit Monaten hängen, dabei glänzten sich noch am Tag davor in schönstem Weißblau. Und nach wie vor ist das meistgebräuchlichste Verunstaltungsmerkmal das gute alte Hitlerbärtchen. Vermutlich, weil es so einfach zu »zeichnen« ist. Hoffen wir mal. Dass sich die Spaßbremsen von der ÖDP gleich »massiv angegriffen« fühlen und Anzeige erstatten, weil ihnen irgendein Witzbold ein »Ja nee, is klar« druntergepappt hat, war auch klar. Was hätten die wohl gemacht, wenn’s ihnen ergangen wäre wie dem AfD-Chef Bernd Lucke, der in Bremen von vermutlich Linksextremen attackiert wurde? Die Wiedereinführung der Todesstrafe gefordert?

Tja, aber sonst gibt es wie gesagt nicht viel Anlass zu guter Laune. Dass die Deutschen so große Angst vor einem fleischlosen Mittagessen haben, hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten. Der Veggie Day und die Steuervorschläge haben den Grünen einige Prozente gekostet, womit die Bundesbürger genau die Partei abgestraft haben, die einigermaßen ehrlich über ihre Zukunftspläne im Falle einer Regierungsbeteiligung war. Das kommt nicht gut an. Nun, sie werden es nicht wieder tun, versprochen!

Wie sich Angela Merkel wohl am Wahlabend beim Zubettgehen gefühlt haben mag? Wie Uli Hoeneß nach dem Triple-Gewinn? Blöd nur, dass die Kanzlerin nicht einfach den Trainer austauschen kann. Dass wir in Zeiten der Globalisierung immer noch daran hängen, nur deutsche Staatsbürger zur Wahl antreten zu lassen, ist sowieso ein Anachronismus. Also genau das Richtige für Horst Seehofer mit seiner Pkw-Maut für Ausländer. Was Axel Hacke, den Kolumnist des SZ-Magazins, zu dem Vorschlag anregte, man könnte doch generell Eintritt verlangen für Deutschland, »im Ganzen, nicht nur auf den Autobahnen«. Statt Grenzstationen also kleine Kassenhäuschen, mit Familienkarten, Saisontickets und allem drum und dran. Und wenn das den europäischen Nachbarn nicht passt, dann packen wir eben unseren Krempel und hauen ab. »Auf allen Kontinenten wären wir willkommen, man würde ein Land wie unseres mit offenen Armen empfangen«, so Hacke.

Nun gut, soweit sind wir noch nicht, jetzt schauen wir erst mal, wie sie in Berlin die beiden Neuen aus Augsburg, Ulrike Bahr und Volker Ulrich, empfangen. Die Bundeskanzlerin und unser Ex-Ordnungsreferent in spe begegnen sich ja durchaus auf Augenhöhe. In Bezug auf die Stimmenanzahl, meine ich natürlich.

Das für mich Beunruhigendste im September fand sowieso schon vor der Wahl statt. Dass Angela Merkel spätestens jetzt Helga Beimer als Übermutti der Nation abgelöst hat, ist klar, aber sie bereits beim Herbstplärrer als Dekorationselement beim Autoscooter auftauchen zu sehen, war dann doch etwas überraschend. Kennt man sonst nur aus so beliebten Urlaubszielen wie Nordkorea oder Weißrussland. Das kann ja heiter werden.