Ein Ort für Familie, Freunde und die Öffentlichkeit.

Kanute Noah und Koch Jonas Hegge über ihr Projekt AWHU

Seit November 2024 thront ganz oben am Schmiedberg ein neuer Laden. Die Brüder Noah, Jonas und Samuel Hegge haben mit der Brand AWHU ein Konzept ins Leben gerufen, das eine Kombination aus Sport, Kultur und Kulinarik an einem Ort vereint. Es ist ein Space entstanden, der Menschen zusammenbringt, zum Verweilen und Begegnen einlädt. Neben der riesengroßen Feige aus dem elterlichen Wohnzimmer, saß ich bei einem Kaffee in dem offenen, hellen Raum. Schnell wird klar, das hier ist ein Familien Business. Die Hegges versprühen genau die richtige Portion Wohlgefühl, Herzlichkeit und Humor, womit sie diesem Ort das Tüpfelchen auf dem i verleihen.
Von Tanja Moosrainer

Ihr drei führt gemeinsam euren Laden AWHU. Mit Sport hat alles angefangen, auch den habt ihr euch geteilt. Wie kam es dazu, dass ihr alle demselben Sport verfallen seid?
Noah: Als wir mit der Familie nach Augsburg gezogen sind, hat Samuel, der Älteste, einen Schnupperkurs bei den Kanu Schwaben Augsburg gemacht. Jonas und ich sind nachgezogen als wir alt genug waren und haben dann auch mitgemacht. Der Eiskanal ist wie ein riesiger Spielplatz, Sport auf dem Wasser, Schwimmen, das hat einfach Spaß gemacht. Als sich Samuel das erste Mal für die Nationalmannschaft qualifiziert hat, wurde mir klar, dass ich das auch erreichen kann und will. Nach meiner Ausbildung als Konditor wollte ich mich komplett auf den Sport konzentrieren und das Vollzeit machen.
Jonas: Bis zum Abschluss der Schule habe ich den Sport intensiv und mit viel Freude betrieben. Daran anschließend habe ich meine Ausbildung zum Koch begonnen und mich ausschließlich darauf konzentriert. Seitdem habe ich Erfahrungen in Kopenhagen und Österreich gesammelt, zuletzt war ich für ein Jahr in Japan. Das war eine sehr spannende Zeit, eine andere Arbeitskultur mit viel Liebe zum Detail, zur Perfektion und dazu eine neue Sprache. Auf jeden Fall sehr bereichernd. Danach wollte ich erst mal wieder hier ankommen, alles sacken lassen und wieder mehr Zeit für die Familie haben.

Der richtige Zeitpunkt, um AWHU zu starten?
Noah: Die Idee begleitet uns schon länger. Wir hatten 2023 bereits einen Pop-up-Store in der Annastraße, in dem es unsere Shirts und Beanies mit Logo gab. Sie entstanden als Merch und Erinnerung an die Augsburger Kanuslalom Heim-WM im Sommer 2022. Wir wollten gern alle, die zu unserem Sport dazugehören, an einem Ort versammeln, also warum nicht den Ort selber kreieren, so dass wir uns wohlfühlen und verschiedene Themen, die uns begleiten, Sport, Mode, Musik vereinen. Nach dem Erfolg letztes Jahr bei Olympia in Paris, dachten wir, es wäre schön, so einen Ort längerfristig zu schaffen, für Familie, Freunde und auch für die Öffentlichkeit.

Wie seid ihr auf die Räumlichkeiten am Schmiedberg gekommen? Da war bis letztes Jahr ein über 100 Jahre altes Fahrradgeschäft im Gebäude, eine Institution.
Jonas: Wir waren schon auf der Suche nach einem Laden, haben den Leerstand hier gesehen und über einen Kontakt direkt angefragt. Die Besitzerin hat uns sofort anfangen lassen, die Räumlichkeiten umzugestalten und zu bespielen. Der Gedanke hier ist, viel Spielraum für Bewegung und damit einen offenen Raum zu gestalten, ohne viel Schnickschnack. Diesen haben wir unter anderem mit den Lastregalen, die wir im Keller entdeckt haben, etwas umgebaut und eingerichtet.

Wofür steht eigentlich AWHU?
Noah: Der Begriff kommt aus unserem Sportalltag, aus dem Training und ist in unserer Kommunikation entstanden. Während dem Training begreift sich „AWHU“ als Ausdruck, der Motivation und Support transportieren soll, etwa wie „auf geht´s“ oder „let´s go“. Damit ist etwas entstanden, das uns vereint, mit dem wir uns gegenseitig motivieren. Für unser gemeinsames Projekt passt das sehr gut.

Wer von euch kümmert sich um was, habt ihr da eine feste Aufgabenverteilung?
Jonas: Ich versuche schon meine Erfahrungen, die ich kulinarisch in den letzten Jahren sammeln durfte, miteinzubringen und die Speisekarte zu gestalten. Unser Brot dürfen wir z.B. morgens in einer kleinen Konditorei backen, da sind wir eine Stunde und bereiten vor. Wir haben versucht, ein Menü mit verschiedenen Komponenten zu kreieren, von allem etwas und auch was wir selbst gern mögen. Langfristig wäre es schon toll, wenn wir alles an einem Ort machen könnten.
Noah: Samu ist auch oft hier. Gerade ist er im Urlaub, aber er bringt sich viel ein und ich unterstütze, wenn ich da bin und Zeit habe, wo ich kann. Wenn ich auf einem Wettbewerb bin, verteilt sich das mehr auf die Anderen, aber da wir das innerhalb der Familie machen, ist auch immer Verständnis da und die Aufgaben werden sich so zugeschoben, wie es gerade passt.

Einzigartig ist vor allem die Kombi aus Musik, Sport, Kulinarik und Clothing.
Noah: Ja, wir freuen uns, dass wir mit dem Running Club jetzt noch die sportliche Komponente mitreinbringen. Jeden Dienstagabend gibt es eine Laufgruppe mit anschließendem Essen to go, so dass man entspannt nach der Arbeit kommen und den Abend mit uns verbringen kann. Es geht um mehr als das Laufen, eben auch um die Gemeinschaft und das Verbindende untereinander. Am Sonntag gibt es Frühstück und Kaffee, da sind wir immer von 10 bis 18 Uhr da. Mit der Kleidung hat alles begonnen, aktuell erweitern wir unser Angebot nach und nach und je nach Interesse. Neben Textilien gibt es Keramik, Kaffee und jetzt brandneu, die Bernds Schorle. Der Gedanke ist, dass du hier konsumieren, aber auch Produkte mit nachhause nehmen kannst. Auch der Musik wollen wir mit dem Vinyltonträger nicht nur eine Nebenrolle bieten, sondern sie in den Vordergrund rücken und als einen Teil aus der Symbiose Essen, Konsum und Sport hervortreten lassen.

Was hat es mit dem Bernd auf sich?
Noah: Bernds ist eine Apfelschorle, eine Hommage an unsere Großeltern Margarete und Bernd. Als Kinder sind wir im Herbst zusammen Äpfel sammeln gegangen und haben anschließend den frischen gepressten Saft getrunken. Mit der Bernds Schorle haben wir ein Getränk, das uns an die Zeit auf den Streuobstwiesen und den Geschmack von Apfelschorle in unserer Kindheit erinnert.

Bisher plant ihr von Monat zu Monat, ihr wollt aber schon gern langfristig einen Ort finden, an dem ihr das hier machen könnt, höre ich da raus?
Jonas: Wir wollen das Konzept auf jeden Fall langfristig weiterführen und würden gern einen Ort finden, an dem wir dauerhaft sein und alles vor Ort machen können. Nachdem ich als Koch die letzten Jahre viel unterwegs war, möchte ich mir jetzt Zeit für das Projekt nehmen und hier mehr und mehr Struktur reinbringen.
Noah: Wir wollen unsere verschiedenen Erfahrungen und all die Komponenten, die uns wichtig sind, bündeln und an einen Ort bringen. Eine dauerhafte Bleibe ist auf jeden Fall das Ziel.

Gibt’s euch eigentlich auch ohne Mützen?
Noah: Tatsächlich eher selten, vielleicht während des Trainings auf dem Wasser. Aber Spaß beiseite – wir sind sehr happy mit den Beanies. Die sind aus Merinowolle und werden regional produziert, in unserem Stil und unseren Farben. (tm)

Infos zu AWHU gibt es auf www.awhu-awhu.com oder Instagram awhu.awhu

Foto: Tanja Moosrainer

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