Das swa Carsharing jetzt auch mit Elektro-Autos

swa Carsharing jetzt auch mit Elektro-Autos

Der große Neue Szene-Test

Von Verena Kröner

In Augsburg kommt man sehr gut mit dem Drahtesel oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln voran. Trotzdem gibt es immer wieder Situationen, in denen ein Auto sehr hilfreich oder sogar unabdingbar sein kann. Was aber tun, wenn man kein eigenes Auto besitzt?

Ich bin Studentin und komme in Augsburg prima mit Tram und Fahrrad von A nach B. Zudem bin ich heilfroh, dass ich abends nicht stundenlang einen Parkplatz vor meiner Wohnung in der Innenstadt suchen muss und trotzdem denke ich manchmal: „Jetzt wäre es super, wenn ich ein Auto hätte.“ Also habe ich mir gedacht, warum teste ich nicht einfach mal das swa Carsharing.
Zunächst habe ich mich mit Jürgen Biedermann, Leiter der Abteilung swa Multimobilität, getroffen und einige Infos gesammelt.

Herr Biedermann, wie hat sich das swa Carsharing entwickelt?
Wir bieten Carsharing seit April 2015 an. Damals sind wir mit 25 Fahrzeugen an neun Standorten und rund 200 Kunden gestartet. Vier Jahre später sind wir bei 160 Fahrzeugen, davon sind neun E-Autos und wir haben circa 4100 Kunden. Wenn wir die Zahlen anschauen, stellen wir fest, dass sich die Anzahl an Carsharing-Nutzer fast jedes Jahr verdoppelt.

Das ist eine ganz schön beachtliche Entwicklung. Die swa bietet seit Kurzem sogar zwei unterschiedliche Carsharing-Konzepte an...
Ja genau. Wir haben zwei verschiedene Angebote, die für unterschiedliche Bedarfe ausgerichtet sind. Die letzten vier Jahre hatten wir nur das stationsabhängige Carsharing. Das heißt, man bucht sein Fahrzeug im Voraus für einen bestimmten Zeitpunkt und eine bestimmte Dauer, holt das Fahrzeug dann an seinem festen Standort ab und stellt es am Ende der Fahrt auch wieder an demselben Parkplatz ab. Dieses Angebot ist für Nutzer gedacht, die längerfristig planen und die Sicherheit haben wollen, dass sie zum gewünschten Zeitpunkt auch ein Fahrzeug bekommen, also perfekt für Urlaubs- und Geschäftsreisen.

Und wie funktioniert das neue Konzept?
Das stationsunabhängige Carsharing bieten wir seit Anfang April an. Das heißt, man kann auf der App nachschauen, wo ein Fahrzeug geparkt ist, dieses buchen und dann entweder direkt dort hin laufen und los fahren oder das Fahrzeug für maximal eine Stunde reservieren. Die Stunde ist kostenpflichtig und wenn man das Fahrzeug innerhalb dieser Zeit nicht abholt, ist die Reservierung wieder aufgehoben. Dieses Angebot ist speziell für kürzere und spontanere Fahrten im Stadtgebiet gedacht. Die Besonderheit dabei ist, das man das Fahrzeug nicht wieder an seinen Standort zurückbringen muss, sondern es irgendwo im Innenstadtbereich abstellen kann. Momentan haben wir neun sogenannte Free-Floating Fahrzeuge im Einsatz. Das Tolle daran ist, dass alle neun Fahrzeuge Elektroautos sind.

Das ist natürlich ein Extra-Highlight. Was passiert denn, wenn ich das Auto außerhalb des Innenstadtbereichs abstelle?
Die stationsunabhängigen Fahrzeuge können im gesamten Stadtgebiet abgestellt werden. Wenn man das Fahrzeug außerhalb des Innenstadtbereichs abstellt, dann fällt ein Betrag von 6,00 Euro an, der demjenigen gutgeschrieben wird, der das Fahrzeug wieder in der Innenstadt parkt.

Das klingt gut, aber in der Innenstadt sind die Parkplätze bekanntlich rar...
Das stimmt. Dafür haben wir aber eine super Lösung mit der Stadt Augsburg gefunden. Die Free-Floating Fahrzeuge haben eine spezielle Genehmigung, sodass sie in allen Anwohnerparkzonen abgestellt werden dürfen.

Das erleichtert die Parkplatzsuche natürlich. Wie sieht es mit den Kosten für das stationsunabhängige Carsharing aus?
Wir haben einen Sockel festgelegt, weil wir massive Kurzstrecken nicht fördern wollen. Das heißt, man muss mindestens 15 Minuten bezahlen. Diese 15 Minuten kosten 1,95 Euro. Ab dann rechnen wir pro Minuten ab. Jede Minute kostet 0,13 Euro, bedeutet in der Summe kostet eine Stunde 7,80 Euro, aber es kommen keine Kilometer-Kosten wie beim stationsabhängigen Carsharing mehr dazu.

Das heißt beim stationsabhängigen Konzept wird anders abgerechnet?
Ganz genau. Beim stationsabhängigen Carsharing zahlt man beispielsweise für einen Kleinwagen 1,90 Euro pro Stunde plus 0,22 Cent pro gefahrener Kilometer. Für einen Bus oder Transporter liegen die Kosten etwas höher. Die Abrechnung erfolgt bei beiden Konzepten am Ende des Monats.

Und wie erkennt man, ob es sich um ein stationsabhängiges oder ein Free-Floating Auto handelt?
Die Autos sind eindeutig gekennzeichnet. Free-Floating Fahrzeuge erkennt man an einem blauen runden Aufdruck mit dem Schriftzug „sofort einsteigen, überall abstellen“ und auch auf der App erkennt man sofort, um was für ein Fahrzeug es sich handelt.

Mich würde noch interessieren, wer die Fahrzeuge lädt beziehungsweise den Tank wieder auffüllt?
Bei Elektroautos gibt es wie bei Verbrennungsfahrtzeugen eine Anzeige. Wenn man das Auto abstellt, sollte der Tank oder der Akku mindestens zu einem Viertel gefüllt beziehungsweise aufgeladen sein, um dem Nachfolger eine gewisse Reichweite zu garantieren. Deutschlandweit gültige Lade- und Tankkarten plus Anleitung gibt es in jedem unserer Fahrzeuge.

Klingt alles sehr userfreundlich. Nutzen sie selbst denn auch das swa Carsharing?
Ja klar, zum Beispiel für gelegentliche Transporte oder wenn man mal mit einem schönen Cabrio fahren möchte. Wir haben nur ein Auto Zuhause und da ist die Carsharing-Flotte eine super Ergänzung!

Nach meinem Gespräch mit Herrn Biedermann wollte ich natürlich selbst testen, wie gut das swa Carsharing funktioniert und war in und um Augsburg unterwegs.

Mein Test

Anmeldung
Los geht es mit der Anmeldung. Das kann man entweder von der Couch aus auf der swa Website erledigen oder man geht dazu in ein swa Kundencenter oder zur Infobox am Hauptbahnhof. Die Kundenkarte kommt wenige Tage später per Post. Und dann kann es auch schon los gehen. Da ich Studentin bin, fielen bei mir für die Anmeldung keinerlei Kosten an. Privatkunden zahlen eine einmalige Anmeldegebühr von 49,00 Euro. Um mich im Schadensfall abzusichern, habe ich allerdings das optionale Sicherheitspaket für 60,00 Euro im Jahr gebucht. Dadurch minimieren sich meine Selbstbeteiligungskosten im Falle eines Unfalls von 1000,00 Euro auf 300,00 Euro. Klasse finde ich auch, dass ich als Studentin die monatliche Grundgebühr von 7,00 Euro nicht bezahlen muss.

Stationsabhängiges Carsharing
Zunächst habe ich mich dazu entschlossen das stationsabhängige Carsharing zu testen. Online, per App oder telefonisch kann man ein passendes Fahrzeug für eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Tag buchen. Das gebuchte Fahrzeug lässt sich dann mit der Carsharing Kundenkarte über einen Sensor in der Windschutzscheibe oder per App öffnen. Im Fahrzeug muss man dann seinen persönlichen Pin in den Bordcomputer, der sich in jedem Auto im Handschuhfach befindet, eingeben, damit man den Zünschlüssel entnehmen kann. Und dann kann man auch schon los fahren. Am Ende der Fahrt stellt man das Fahrzeug wieder an seinen angestammten Platz, steckt den Schlüssel zurück und meldet sich am Bordcomputer ab. Auf dem Display erscheinen dann die verbrauchte Zeit und die gefahrenen Kilometer. Meine erste Fahrt hat mich nach Ulm geführt. Der Tagesausflug zu meinen Eltern mit einem swa Carsharing Kleinwagen hat mich rund 60 Euro gekostet. Die frühzeitige Buchung und das Abholen des Fahrzeugs hat problemlos funktioniert und meine Eltern haben sich riesig über den Besuch gefreut!

Stationsunabhängiges Konzept
Als nächstes stand das stationsunabhängige Carsharing auf meiner Test-Liste. Ein Highlight des stationsunabhängigen Carsharings ist, dass es sich um E-Autos handelt. So hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit mit einem Elektroauto zu fahren. Ich muss sagen, dass es mir sehr viel Spaß gemacht hat und ich ganz ohne schlechtes Gewissen umweltfreundlich durch die Innenstadt gefahren bin. Außerdem hat das Abstellen in den Anwohnerparkzonen im Innenstadtbereich super geklappt. Mit einem voll geladenen E-Auto kommt man wenn man auf der Landstraße zwischen 90 und 100 km/h fährt rund 200 km weit. Sollte das nicht ausreichen, kann man den Akku an einer Schnell-Ladestationen innerhalb von 30 Minuten wieder bis zu 80 Prozent aufladen. An einer Normal-Ladestation dauert es zwischen 6 und 8 Stunden bis der Akku wieder voll ist. Ich habe im Stadtgebiet bisher nur kurze Strecken absolviert und bin immer ohne Zwischenstopp an einer Ladestation am Ziel angekommen. Trotzdem war ich natürlich neugierig wie das „Tanken“ eines E-Autos funktioniert und habe auch das getestet. Das passende Ladekabel und die Ladekarte befinden sich im Auto. Hat man das Fahrzeug mit der Ladestation verbunden, muss man nur noch den Anweisungen auf dem Display der Ladesäule folgen und schon startet der Ladevorgang. Wichtig: Das Fahrzeug muss verriegelt sein, sonst startet der Ladevorgang nicht!

Mein Resümee
Ich finde das Carsharing-Konzept super und die Umsetzung durch die swa sehr gelungen. Sowohl das stationsabhängige als auch das stationsunabhängige Carsharing ermöglichen mir ganz unkompliziert und kostengünstig die Nutzung eines Autos. Zudem bietet die swa fünf verschiedenen Fahrzeugklassen wie zum Beispiel Kleinwagen, Mittelklasse oder Transporter an, sodass für jeden Anlass das passende Fahrzeug dabei ist. Für alle Familien, die Carsharing nutzen wollen, gibt es in jedem Auto eine Kindersitzschale.

Da ich noch nicht so lange im swa Carsharing-Geschäft bin, habe ich mich noch mit Roland Gallus, einem erprobten Carsharing-Nutzer, getroffen, der mir von seinen Erfahrungen erzählt hat.

Der Profi Test

Roland, seit wann nutzt Du Carsharing?
Ich nutze Carsharing seit Juni 2018.

Und warum hast du dich für das swa Carsharing entschieden?
Ich nutze es tatsächlich, weil ich von dem Konzept überzeugt bin. Da ich noch ein „Fahranfänger“ bin, finde ich es toll, dass man verschiedene Automodelle ausprobieren kann. Das steigert die Erfahrung auch mit anderen Autos zu fahren. Außerdem habe ich mich aus Kostengründen dafür entschieden. Bei einem eigenen Auto habe ich monatliche Fixkosten, auch wenn ich es nicht regelmäßig benötige. Wenn ich Carsharing mal nicht nutze, dann zahle ich nur eine geringe monatliche Gebühr. Klasse finde ich auch, dass man Transporter ausleihen kann. Das kostet 3,60 Euro die Stunde plus 0,36 Euro pro gefahrener Kilometer und man muss keine Kaution hinterlegen. Für Umzüge ein absoluter Gewinn. Ich habe auch schon oft einen Transporter ausgeliehen, um Freunden zu helfen. Das ist echt mega!

Das heißt du nutzt Carsharing auf jeden Fall für Umzüge. Gibt es auch noch andere Gelegenheiten?
Hauptsächlich nutze ich Carsharing zum Einkaufen oder um zur Bandprobe zu fahren. Ab und zu auch, um auf Konzerte nach München zu fahren. Das kostet fast genauso viel wie Zug fahren, ich bin aber flexibler! Für Umzüge oder wenn ich mal mehr von A nach B verlagern muss, leihe ich wie gesagt auch des Öfteren den Transporter aus.

Wie oft bist du denn mit Carsharing unterwegs?
1 bis 3 Mal in der Woche, ab und zu auch gar nicht. Aber ich fahr eigentlich sehr regelmäßig.

Du nutzt Carsharing jetzt seit fast einem Jahr. Was für Erfahrungen hast du in dieser Zeit gemacht?
Bis jetzt hatte ich keine Probleme. Vor Kurzem hatte ich einen Autounfall. Die Abwicklung danach verlief durch die swa problemlos. Einfach einen Unfallbericht schreiben, abschicken und den Rest erledigt die swa. Besser geht es nicht, auch wenn ein Unfall ansich eher eine unangenehme Erfahrung ist. Ich habe das Sicherheitspaket für 60,00 Euro im Jahr gebucht, deswegen lag meine Selbstbeteiligung bei einem Unfallschaden von rund 1800 Euro nur bei 300,00 Euro.

Klingt so, als wärst du sehr zufrieden...
Ja auf jeden Fall. Es könnte durchaus mehr Automatikautos geben, da ich sehr faul bin (lacht), aber ansonsten ist alles prima. Ich kann das swa Carsharing nur wärmstens empfehlen!

Hast du vielleicht auch Verbesserungsvorschläge?
Ja, die App gefällt mir von der Usability überhaupt nicht. Ich bin Webentwickler und deswegen natürlich penibler, aber die Filterfunktion ist zum Beispiel sehr schwach. Das ist in der Desktop-Version deutlich besser, aber ich hoffe, dass die swa ihre App noch weiterentwickeln wird.

Weitere Infos unter: https://www.sw-augsburg.de/mobilitaet/swa-carsharing/

Alle Bilder: Christian Menkel

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